Ergebnisse des Monitorings der schulärztlichen Dienste der Städte Basel, Bern und Zürich

Rückgang von Übergewicht in der Basisstufe, soziale Unterschiede bleiben bestehen

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Bern, 28. Mai 2024. Trotz eines leichten Rückgangs des Anteils übergewichtiger Schüler*innen in der Basisstufe bleibt die Herausforderung von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen bestehen. Neue Daten zeigen, dass sich die Werte auf der Mittel- und Oberstufe kaum verändert haben. Deutliche Unterschiede zwischen den Schulstufen und aufgrund der sozialen Herkunft verdeutlichen die Notwendigkeit von und Gesundheitsförderungs- und Präventionsprogrammen – insbesondere für sozial benachteiligte Gruppen
28.05.2024, 06:00

Ergebnisse des Schuljahrs 2022/23

Im Schuljahr 2022/23 waren 16.7% der untersuchten Schüler*innen übergewichtig oder adipös (siehe Abbildung 1), was einen leichten Rückgang (0,8 Prozentpunkte) im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Der Rückgang des Übergewichts war vor allem auf eine tiefere Prävalenz in der Basisstufe zurückzuführen, während die Werte auf der Mittel- und Oberstufe stabil blieben. Die Daten zeigen geringe Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen, jedoch deutliche Unterschiede in Bezug auf den sozialen Hintergrund. Kinder, deren Eltern keinen nachobligatorischen Abschluss haben, sind häufiger übergewichtig oder adipös. Diese Unterschiede haben sich seit Beginn des Monitorings tendenziell verstärkt.

Zudem zeigen die aktuellen Daten, dass 4.3% der Schüler*innen adipös sind. Der Anteil der stark übergewichtigen Personen ist in den letzten 20 Jahren nur leicht zurückgegangen. Für Schüler*innen der Oberstufe zeigt sich sogar weiterhin ein Anstieg.
 

Basel, Bern, Zürich zusammen, Schuljahr 2022/23, n=15’352

Anteil übergewichtiger und adipöser Kinder auf verschiedenen Schulstufen

Hinweise:

  • In dieser Abbildung beinhaltet die Kategorie «Übergewicht» auch die adipösen Kinder und Jugendlichen.
  • Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Schulstufen sind sowohl beim Übergewicht wie bei der Adipositas statistisch signifikant.
  • Der Begriff «signifikant» bezieht sich auf ein Vertrauensintervall von 95%.
  • Die kleinen vertikalen Striche zeigen das 95%-Vertrauensintervall.

Stärkung der Chancengerechtigkeit

Frühzeitige Prävention ist entscheidend, da bereits in der Basisstufe ein beträchtlicher Anteil der Kinder übergewichtig ist. Präventionsbemühungen sollten spezifische kulturelle und soziale Kontexte berücksichtigen. Es gilt dabei, nicht nur das Essverhalten, sondern auch die Lebensverhältnisse und das soziale Umfeld der Kinder zu berücksichtigen. Vor allem Ansätze zur Prävention von Adipositas sind bedeutsam, da Adipositas ein Risikofaktor für verschiedene weitere Erkrankungen ist (z.B. Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes Typ 2, verschiedene Arten von Krebs).

Chancengerechte Gesundheitsförderung und Prävention ist dabei entscheidend: «Es ist wichtig, dass jedes Kind, egal woher es kommt oder in welchen Lebensumständen es sich befindet, die Möglichkeit hat, in einer gesunden Umgebung aufzuwachsen», erklärt Prof. Dr. Thomas Mattig, der Direktor von Gesundheitsförderung Schweiz. «Deshalb konzentrieren sich unsere Massnahmen darauf, Schulen, Gemeinden und kantonale Aktivitäten miteinander zu vernetzen.» Denn viele Belastungen sind sozial und strukturell bedingt. Deshalb reichen gesundheitspolitische Massnahmen allein nicht aus, um gesundheitliche Ungleichheiten zu reduzieren. Chancengerechte Gesundheitsförderung und Prävention setzt auf ein multi- und intersektorales Vorgehen, das zusätzlich zur Gesundheitspolitik beispielsweise auch die Bildungs- und Sozialpolitik einschliesst.

Es braucht also viele Akteure, um effektive Massnahmen umzusetzen. Gesundheitsförderung Schweiz arbeitet in diesem Bereich mit verschiedenen Partnerorganisationen zusammen: Umsetzungsbeispiele, Projekte und mögliche Interventionen für Kinder und Jugendliche sind auf der Orientierungsliste von Gesundheitsförderung Schweiz zu finden. Weitere Informationen inkl. Erfolgskriterien zu Chancengleichheit in der Gesundheitsförderung und Prävention sind auf der entsprechenden Themenseite aufgeschaltet.
 

Weitere Informationen


Grafiken BMI-Monitoring 2022/23


Für weitere Auskünfte oder Fragen steht Ihnen die Medienstelle von Gesundheitsförderung Schweiz per E-Mail medien@gesundheitsfoerderung.ch zur Verfügung.

   

Körpergewicht bei Kindern und Jugendlichen in der Schweiz

BMI-Monitoring

Das BMI-Monitoring wurde erstmals im Schuljahr 2005/2006 von Gesundheitsförderung Schweiz durchgeführt. Es vergleicht die Schulstufen Kindergarten, Mittel- und Oberstufe, um Erkenntnisse über die Entwicklung von Übergewicht und Adipositas in verschiedenen Altersgruppen zu gewinnen. Mittels jährlicher Analysen von Daten der schulärztlichen Dienste der Städte Basel, Bern und Zürich wird untersucht, wie verbreitet Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen sind und wie sich die Prävalenzen über die Zeit entwickeln. Um nicht nur Aussagen über städtische Ballungszentren machen zu können, wird der Untersuchungsrahmen periodisch auf weitere Städte und Kantone erweitert.

Gesundheitsförderung Schweiz

Gesundheitsförderung Schweiz ist eine Stiftung, die von Kantonen und Versicherern getragen wird. Mit gesetzlichem Auftrag initiiert, koordiniert und evaluiert sie Massnahmen zur Förderung der Gesundheit und zur Verhütung von Krankheiten (Krankenversicherungsgesetz, Art. 19). Die Stiftung unterliegt der Kontrolle des Bundes. Oberstes Entscheidungsorgan ist der Stiftungsrat. Die Geschäftsstelle besteht aus Büros in Bern und Lausanne. Jede Person in der Schweiz leistet einen monatlichen Beitrag von 40 Rappen zugunsten von Gesundheitsförderung Schweiz, der von den Krankenversicherern eingezogen wird.

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