Anteil übergewichtiger Schulkinder ist weiterhin hoch

Bern, 23. September 2021. 17,2 Prozent aller Kinder und Jugendlichen in der Schweiz sind übergewichtig. Das zeigt eine Studie von Gesundheitsförderung Schweiz, welche den BMI von 29'000 Schulkindern aus neun Kantonen und vier Städten ausgewertet hat. Insgesamt ist der Anteil übergewichtiger Kinder seit 10 Jahren leicht rückläufig. Auf der Sekundarstufe I verharrt der Anteil der Übergewichtigen allerdings auf hohem Niveau. Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien sind stärker davon betroffen. Die Unterschiede zwischen ländlichen und urbanen Regionen haben sich etwas verringert.
23.09.2021, 06:00

Ende der 1990er Jahre schlug die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Alarm und bezeichnete die internationale Entwicklung bei Kindern und Jugendlichen als eine «Epidemie von Übergewicht und Adipositas». In der Schweiz konnte die weitere Ausdehnung dieser Epidemie eingedämmt werden, wie das nach 2010, 2013 und 2017 zum vierten Mal durchgeführte vergleichende Monitoring des Body Mass Index (BMI) von Gesundheitsförderung Schweiz zeigt. Neun Kantone (Aargau, Basel-Stadt, Genf, Graubünden, Jura, Luzern, Obwalden, St. Gallen, Uri) und vier Städte (Bern, Freiburg, Winterthur, Zürich) haben für die vergleichende statistische Analyse Daten von über 29'000 Schulkindern (rund 11% aller in der Schweiz lebenden Kinder der entsprechenden Altersgruppen) aus den Schuljahren 2017/18 bis 2019/20 zugänglich gemacht. Die Ergebnisse zeigen, dass 4 Prozent aller untersuchten Kinder und Jugendlichen adipös und 13,2 Prozent übergewichtig waren. Der Gesamtanteil aller übergewichtigen Schülerinnen und Schülern beträgt damit 17,2 Prozent. Diese Zahl liegt im Vergleich zur ersten Messung von 2010 (18,5%) um 1,3 Prozentpunkte tiefer. Allerdings zeigt sie im Vergleich zum Jahre 2017 (16,4%) wieder einen leichten Anstieg um 0,8 Prozentpunkte.

Übergewichtig mit zunehmendem Alter

Auf Primarschulstufe hat sich die Situation in den letzten Jahren verbessert. Auf der Sekundarstufe I hingegen verharrt der Anteil der Übergewichtigen weiterhin auf hohem Niveau.

Konkret sind auf der Grundstufe (Kindergarten, erste Klasse, 1-3 Harmos) 12,4 Prozent der Kinder übergewichtig oder adipös, auf der Mittelstufe (3.-5. Klasse, 5-7 Harmos) sind es 17,4 Prozent und auf der Oberstufe (8./9. Klasse, 10/11 Harmos) 21,4 Prozent.

Nationalität und soziale Herkunft spielen eine Rolle

Während die Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen über alle Stufen hinweg kaum bedeutend sind, zeigen sich solche nach Staatsangehörigkeit und sozialer Herkunft: Knapp jedes vierte ausländische Kind (24,3%) ist übergewichtig oder adipös, während es bei Schweizer Kindern jedes siebte ist (14,1%). Eine noch grössere Rolle spielt die soziale Herkunft, ist doch fast jedes dritte Kind von Eltern ohne nachobligatorische Ausbildung übergewichtig oder adipös (29,9%). Die Anteile übergewichtiger Kinder von Eltern mit einem Abschluss der Sekundarstufe II (19,3%) oder der Tertiärstufe (9,2%) sind deutlich geringer. Ähnlich verhält es sich mit Kindern ausländischer Eltern, die einen Hochschulabschluss haben: Sie sind zwar stärker von Übergewicht betroffen als Kinder von Schweizer Eltern mit einer Tertiärausbildung, sie sind jedoch seltener übergewichtig als Kinder von Schweizer Eltern mit einem Lehrabschluss oder keinem nachobligatorischen Abschluss.


Stadt-Land-Unterschiede beim Übergewicht

Auch zwischen den ländlichen und urbanen Wohnregionen gibt es Unterschiede: Gesamthaft fällt auf, dass in städtischen Gebieten (18,6%) ein etwas höherer Anteil der Schülerinnen und Schülern übergewichtig oder adipös ist als auf dem Land (16,4%). Interessanterweise zeigt sich der Stadt-Land-Unterschied erst auf der Mittel- und der Oberstufe, nicht aber auf der Basisstufe. Die Differenz zwischen Städten und Kantonen hat sich über die letzten 10 Jahre jedoch verringert.

Erklären lassen sich die Unterschiede zwischen Stadt und Land unter anderem mit der demographischen Zusammensetzung: In Städten beträgt der Anteil ausländischer Kinder knapp 30 Prozent, in ländlichen Gegenden 18 Prozent, während der Anteil von Kindern mit Eltern ohne nachobligatorische Ausbildung in der Stadt 13 Prozent beträgt, gegenüber ländlichen Regionen mit 6 Prozent. Die Unterschiede dürften aber auch mit den verschiedenen Bewegungs-, Ernährungs- und Unterhaltungsmöglichkeiten in urbanen und ländlichen Gegenden zusammenhängen.

Handlungsbedarf bleibt bestehen

Mit Blick auf ein gesundes Körpergewicht sollten Massnahmen für eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung beibehalten und allenfalls optimiert werden. Bewährt haben sich in vielen Kantonen beispielsweise Regelungen für gesunde Zwischenmahlzeiten sowie Fourchette Verte, das Gütesiegel für ausgewogene Ernährung, damit Kinder unter anderen in Schulkantinen ausgewogene Mahlzeiten erhalten. Des weiteren schaffen Angebote wie OpenSunday oder Spielplatzführer (z.B. jener des Kantons Aargau) gerade für Kinder aus sozial benachteiligten Familien niederschwellige Möglichkeiten, sich zu bewegen. Jugendliche können mit Angeboten wie Gorilla oder MidnightSports für eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung sensibilisiert werden. Auch Angebote zur Förderung eines positiven Körperbilds (z.B. Bodytalk PEP) tragen dazu bei. Des Weiteren sollten für sie Massnahmen im ausserschulischen Bereich verstärkt werden, insbesondere Angebote, welche Jugendliche in ihrer eigenen Lebenswelt ansprechen und bei ihrer Veränderungsbereitschaft ansetzen.

Weiterführende Informationen

Für weitere Auskünfte oder Fragen steht Ihnen die Medienstelle von Gesundheitsförderung Schweiz per E-Mail medien@gesundheitsfoerderung.ch zur Verfügung.

Gesundheitsförderung Schweiz

Gesundheitsförderung Schweiz ist eine Stiftung, die von Kantonen und Versicherern getragen wird. Mit gesetzlichem Auftrag initiiert, koordiniert und evaluiert sie Massnahmen zur Förderung der Gesundheit (Krankenversicherungsgesetz, Art. 19). Die Stiftung unterliegt der Kontrolle des Bundes. Oberstes Entscheidungsorgan ist der Stiftungsrat. Die Geschäftsstelle besteht aus Büros in Bern und Lausanne. Jede Person in der Schweiz leistet einen monatlichen Beitrag von 40 Rappen zugunsten von Gesundheitsförderung Schweiz, der von den Krankenversicherern eingezogen wird.