Kantonale Aktionsprogramme (KAP)

Policy

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Policy-Massnahmen zielen darauf ab, die Rahmenbedingungen nachhaltig so zu verändern, dass ein gesundheitsförderlicher und aktiver Lebensstil begünstigt wird. Sie sind in soziale, politische und rechtliche Strukturen eingebettet und erleichtern gesundheitsförderliches Verhalten. Als Ergänzung zu verhaltensorientierten Ansätzen berücksichtigen strukturelle Massnahmen die entscheidende Rolle des Umfelds bei der Befähigung von Menschen, gesundheitsförderliche Entscheidungen zu treffen. Dadurch stärken sie die Wirksamkeit der Gesundheitsförderung langfristig.

Lebenswelten gesundheitsfördernd gestalten

Seit der Ottawa-Charta (WHO, 1986) gilt die Schaffung einer gesundheitsfördernden Gesamtpolitik (Healthy Public Policy) als zentrale Strategie, um gezielt auf die gesundheitlichen Determinanten einzuwirken. Policy-Massnahmen ermöglichen es, die Gesundheitsförderung und Prävention in politischen, rechtlichen und administrativen Strukturen und Prozessen auf nationaler, kantonaler und kommunaler Ebene zu integrieren. Durch die Gestaltung von strukturellen Bedingungen tragen Policy-Massnahmen dazu bei, Lebenswelten so zu verändern, dass sie gesundheitsförderliches Verhalten und das Wohlbefinden der Bevölkerung in allen Lebensphasen aktiv unterstützen.

Die Massnahmen können folgende Ziele verfolgen:

  • Integration von Kompetenzen in den Bereichen Ernährung und Bewegung in die Lehrpläne der Schulen
  • Schaffung von Velowegen und sicheren Schulwegen für Schüler*innen  
  • Entwicklung ausgewogener Ernährungsangebote in Betreuungseinrichtungen  
  • Gestaltung attraktiver Bewegungs- und Begegnungsmöglichkeiten für Jugendliche, Familien und ältere Menschen
  • Verankerung dieser Gesundheitsförderungs- und Präventionsmassnahmen in kantonalen strategischen Grundlagen (Strategien, Legislaturzielen, Budgets) oder in regulatorischen Rahmenbedingungen (Gesetzen, Verordnungen, Reglementen)

Policy in den kantonalen Aktionsprogrammen

Im Rahmen der kantonalen Aktionsprogramme (KAP) von Gesundheitsförderung Schweiz zielen die Policy-Massnahmen hauptsächlich darauf ab, die Themen der KAP dauerhaft in regulatorischen Bestimmungen (z. B. kantonale Gesetze, Verordnungen oder Reglemente), in strategischen Grundlagen (z. B. Strategien, Leitbilder, Legislaturzielen und kantonalen Budgets) sowie in kantonalen Strukturen und Prozessen (z. B. Vertretung der Gesundheitsförderung in kantonalen Kommissionen und Gremien, Zusammenarbeit zwischen Direktionen und Ämtern, Leistungsverträge für Gesundheitsförderungs-Dienstleistungen) zu verankern.

Policy findet in den kantonalen Aktionsprogrammen auf verschiedenen Ebenen statt:

Strategische Verankerung durch politischen und fachlichen Rückhalt

Politik und weitere relevante Akteur*innen können dazu beitragen, dass die Themen gesundes Körpergewicht und psychische Gesundheit in kantonalen Gesundheitszielen oder strategischen Leitlinien verankert werden. Dieser Ansatz entspricht dem Prinzip “Health in All Policies”, das eine systematische Berücksichtigung der Gesundheit in allen Sektoren fördert. Dieser Ansatz ermöglicht es, Co-Benefits zu generieren, d. h. positive Auswirkungen, die gleichzeitig auf die Gesundheit und auf andere politische Ziele einwirken. Eine stetige Sensibilisierungs- und Überzeugungsarbeit von Politik und Fachpersonen ist wichtig, um diese sektorübergreifende Unterstützung zu gewährleisten und die Massnahmen nachhaltig zu verankern.

Strukturelle Verankerung zur Schaffung gesundheitsfördernder Lebenswelten

Wir wollen ein Umfeld schaffen, welches für die Bevölkerung ein gesundheitsförderndes Verhalten im Alltag ermöglicht. Das wird erreicht durch die Verankerung von Themen in kantonalen Bestimmungen (Gesetzen, Verordnungen, Reglementen oder Empfehlungen), die ein gesundes Körpergewicht und die psychische Gesundheit ermöglichen. Die Gestaltung gesundheitsfördernder Lebensräume erfordert einen sektorübergreifenden Ansatz, der in Übereinstimmung mit dem Prinzip “Health in All Policies” steht. Dies setzt eine enge Zusammenarbeit zwischen Gesundheits-, Raumplanungs-, Bildungs- und Sozialämtern sowie anderen wichtigen Akteur*innen auf kantonaler und kommunaler Ebene voraus.

Beispiele für strukturelle Verankerung:

  • Reglementarische Verpflichtung von Verpflegungsanbietern zum Anbieten ausgewogener und preiswerter Menus für Kinder und Jugendliche
  • Verordnung zum Verbot von kommerziellen Snackautomaten an Schulen
  • Kantonale Empfehlungen zur bewegungsfreundlichen Gestaltung von öffentlichen Räumen
  • Nachhaltige Verankerung von Projekten und Massnahmen

Unsere Angebote und Massnahmen in den Bereichen Ernährung, Bewegung und psychische Gesundheit sollen langfristig gesichert werden. Gesundheitsförderung wirkt auf lange Sicht, benötigt entsprechend Zeit und konstante Ressourcen, um erfolgreich zu sein. Das wird erreicht, indem sie in kantonale Leistungsvereinbarungen integriert oder als Regelangebote installiert werden.

Beispiele für nachhaltige Verankerung:

  • Übersetzung und interkulturelle Vermittlung (zum Abbau von kulturellen Barrieren) in den Themen Ernährung und Bewegung als Angebot der Mütter- und Väterberatungsstellen
  • Schulung zu den Themen Bewegung, Ernährung und psychischer Gesundheit integriert in die Curricula der kantonalen Aus- und Weiterbildungsstätten von Berufsgruppen, wie Hebammen, Tageseltern, Betreuungsfachpersonen, usw.

Bisherige und Aktuelle Dienstleistungen (ab 2020)


Dienstleistungen (ab 2020)



Good-Practice-Beispiele zu Policy und Synergien


Bewegungsfreundliches Umfeld


Die Gestaltung eines bewegungsfreundlichen Umfelds ist eine nachhaltige Policy-Massnahme: Sie beeinflusst die Lebenswelten, schafft strukturelle Anreize und verankert die Gesundheitsförderung im Alltag der Bevölkerung.

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Chancengleichheit in der Gesundheitsförderung und Prävention


Gesundheitliche Chancengleichheit ist ein Policy-Ziel: Allen Menschen sollen gleiche Möglichkeiten gewährleistet werden, ihre Gesundheit zu erhalten oder zu verbessern – unabhängig von sozialer Herkunft, Einkommen, Bildungsniveau oder sonstigen gesellschaftlichen Merkmalen.  

Dies bedeutet, die Lebensbedingungen und Lebenswelten zu gestalten, individuelle und kollektive Ressourcen zu stärken, soziale und wirtschaftliche Hürden abzubauen und die aktive Partizipation der Betroffenen zu fördern. Mit Policy-Massnahmen wird die Berücksichtigung der gesundheitlichen Chancengleichheit in den Regeln und Strukturen, die die Lebensbedingungen bestimmen, nachhaltig verankert.

Chancengleichheit und Policy: Ansätze für eine nachhaltige Verankerung (Ergebnisse des KAP-Workshops zur Chancengleichheit im Frühling 2024)

  • Interdepartementale und programmübergreifende Partnerschaften: Zusammenarbeit zwischen Departementen, Ämtern und Programmen fördern und verankern, zum Beispiel zwischen den Kantonalen Aktionsprogrammen (KAP) und den Kantonalen Integrationsprogrammen (KIP), um die Kohärenz der Massnahmen zugunsten der Chancengleichheit zu stärken.
  • Verankerung des Prinzips der gesundheitlichen Chancengleichheit in kantonalen Rahmendokumenten: Gesundheit und Chancengleichheit als Grundprinzipien in kantonale Pläne und Konzepte integrieren, wie dies beispielhaft in den Programmen der Kantone Basel-Landschaft und Genf erfolgt.
  • Ressourcenmobilisierung für Chancengleichheit
    • Variante bei hohen Ressourcen: Ein spezifisches Budget und eine eigene Stelle für die Förderung der Chancengleichheit schaffen
    • Variante bei geringen Ressourcen: Eine Person im KAP-Team bestimmen, die für die Umsetzung und Überwachung der Chancengleichheitskriterien verantwortlich ist. 

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Nachhaltige Entwicklung und Umwelt


Policy-Massnahmen sind entscheidend für eine nachhaltige Entwicklung, welche die menschliche Gesundheit, die Ökosysteme und das Wohlergehen der Tiere gemäss dem «One Health»-Ansatz ganzheitlich berücksichtigt. Im Einklang mit dieser Vision betont die Strategie 2025–2028 von Gesundheitsförderung Schweiz die engen Zusammenhänge zwischen Umwelt und Gesundheit und betont die Wichtigkeit koordinierter Massnahmen zur Stärkung des Wohlbefindens der gesamten Bevölkerung:

Nationale Gesundheitsförderungs-Konferenz 2024 zum Thema «One Health» | Gesundheitsförderung Schweiz 
Strategie Gesundheitsförderung Schweiz 2025–2028


Kontakt

Chiara Testera Borrelli

Leiterin Kantonale Aktionsprogramme

chiara.testera@promotionsante.ch
+41 31 350 04 34
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