Rund 75% der Betriebe in der Schweiz setzen Massnahmen im betrieblichen Gesundheitsmanagement um

Bern, 23. August 2021. Die Bedeutung des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) nimmt in der Schweiz zu. Dies zeigt das BGM-Monitoring von Gesundheitsförderung Schweiz bei Unternehmen ab 50 Mitarbeitenden. Unternehmen wollen dadurch die Zufriedenheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden erhöhen sowie ihre Attraktivität als Arbeitgeber steigern. Ihr Engagement ist in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen. Nachholbedarf besteht bei der Sensibilisierung zu Stress und psychischer Gesundheit. Hier setzt Gesundheitsförderung Schweiz mit verschiedenen Angeboten an.
23.08.2021, 06:00

Unternehmen in der Schweiz mit 50 oder mehr Mitarbeitenden messen dem betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) zunehmend Bedeutung bei: 26,3% der Betriebe setzen BGM systematisch um. Im Jahr 2016 lag der Anteil noch bei 22,7%. Weitere knapp 50% setzen BGM mehrheitlich um. Somit liegt der Anteil von Unternehmen, welche BGM-Massnahmen umsetzen inzwischen insgesamt bei rund 75%. Dies zeigen die Ergebnisse des zweiten repräsentativen BGM-Monitorings 2020 von Gesundheitsförderung Schweiz.

Vorteil bei der Rekrutierung von Fachkräften

Wie das Monitoring bestätigt, wollen die Betriebe mit ihrem Engagement im BGM die Zufriedenheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden erhöhen (67,9% der Betriebe geben diesen Grund als «sehr wichtig» an), die Absenzrate senken (57,8%) und ihre Attraktivität als Arbeitgeber erhöhen (56,1%). Ferner wollen die Betriebe mit diesem Engagement ihre soziale Verantwortung wahrnehmen (46,6%) und ihr öffentliches Image stärken (43,5%). Nicht zuletzt erhoffen sich die Unternehmen auch Wettbewerbsvorteile bei der Rekrutierung von Fachkräften.

Am weitesten verbreitet sind Massnahmen zur Gestaltung ergonomischer Arbeitsplätze, zu guter Betriebs- und wertschätzender Führungskultur, gesundheitsförderlicher Aufgabengestaltung sowie zur Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben. Diese haben gegenüber 2016 signifikant zugenommen.

Erhebliche Unterschiede nach Betriebsgrösse, Wirtschaftssektor und Sprachregionen

Ein vertiefter Blick auf die Entwicklung der beiden Befragungen von 2016 und 2020 zeigt, dass die Umsetzung von BGM umso systematischer erfolgt, je grösser der Betrieb ist. Bei Grossunternehmen (ab 250 Mitarbeitende) beträgt der Anteil 32,6%, bei mittleren (100–249 Mitarbeitende) 24,6% und bei kleinen Unternehmen (50–99 Mitarbeitende) 19,2%. Die stärkste Zunahme in der Umsetzung von BGM ist seit 2016 bei den mittleren Unternehmen zu beobachten.

Gemäss dem Monitoring 2020 wird BGM im Dienstleistungssektor stärker umgesetzt als im Industriesektor, wo im Vergleich zu 2016 kaum Verbesserungen zu beobachten sind. Ebenfalls ersichtlich ist: Betriebe in der Deutschschweiz weisen im Durchschnitt einen höheren Umsetzungsgrad von BGM auf als Betriebe in der Westschweiz oder im Tessin. Allerdings berichten Betriebe in der französisch- und italienischsprachigen Schweiz als Folge der Covid-19-Pandemie häufiger über verbesserte Voraussetzungen für BGM als Betriebe in der deutschsprachigen Schweiz.

Führungskräfte anerkennen die Bedeutung von BGM

Optimierungspotenzial besteht laut dem BGM-Monitoring von Gesundheitsförderung Schweiz unter anderem bei Massnahmen zur Sensibilisierung zu Stress und psychischer Gesundheit sowie solchen zur strategischen Verankerung, Überprüfung der Wirksamkeit von BGM und zum Einbezug von Mitarbeitenden. In diesen Bereichen haben rund 20% der Betriebe noch keine Instrumente.

Die Voraussetzungen für künftige Verbesserungen sind gegeben: In etwa 90% der Betriebe ist sich die Geschäftsleitung der Bedeutung von BGM bewusst und unterstützt das Thema. In ebenso vielen Betrieben besteht die Bereitschaft, offen über das Thema «Arbeit und Gesundheit» zu sprechen. Gegenüber 2016 haben sich die Voraussetzungen für BGM in den Betrieben verbessert.

Unternehmen nutzen externe Unterstützung

Für die Umsetzung von BGM nutzen zwei Drittel der Betriebe externe Dienstleistungen und Werkzeuge. Dieser Anteil ist gegenüber 2016 konstant geblieben. Während Beratungen, Schulungen, Hilfsmittel wie Checklisten und externes Case Management am häufigsten genutzt werden, haben in den letzten Jahren Online Tools und Apps an Bedeutung gewonnen.

Gesundheitsförderung Schweiz unterstützt Betriebe mit einer Reihe von Angeboten, damit diese ein BGM aufbauen oder optimieren können. Am beliebtesten ist die nationale BGM-Tagung, welche dieses Jahr am 1. September zum Thema «Fit für die Zukunft – BGM für junge Arbeitnehmende» zum ersten Mal virtuell durchgeführt wird (www.bgm-tagung.ch).

Eine weitere regelmässig genutzte Dienstleistung ist der FWS Check, mit dem Betriebe herausfinden können, wie weit ihr BGM entwickelt ist (www.fws-check.ch). Zudem bietet Gesundheitsförderung Schweiz mit FWS Job-Stress-Analysis ein wissenschaftlich validiertes und praxiserprobtes Online-Befragungsinstrument, das mit wenig Aufwand einen detaillierten Überblick über gesundheitsrelevante Belastungen und Ressourcen im Unternehmen verschafft (www.fws-jobstressanalysis.ch).

Das Label «Friendly Work Space» ist das bekannteste Angebot von Gesundheitsförderung Schweiz: 41% der Betriebe geben an, es zu kennen. Betriebe, die BGM systematisch in ihre Unternehmensstrategie integriert haben, können sich mittels Assessment mit dem Qualitätslabel «Friendly Work Space» auszeichnen lassen (www.friendlyworkspace.ch). Zurzeit sind 80 Organisationen mit insgesamt 204'000 Arbeitnehmenden mit dem Label ausgezeichnet.

Weitere Informationen

Die erste repräsentative Befragung von Gesundheitsförderung Schweiz zu BGM fand 2016 statt. Die Ergebnisse der zweiten repräsentativen Erhebung im Jahr 2020 inklusive der Trends sind im Faktenblatt 61 zusammengefasst. Detaillierte Auskunft über das BGM-Monitoring 2020 gibt das Arbeitspapier 54.

Für weitere Auskünfte oder Fragen steht Ihnen die Medienstelle von Gesundheitsförderung Schweiz per E-Mail medien@gesundheitsfoerderung.ch oder unter der Telefonnummer 031 350 04 67 (Thomas Brändli) zur Verfügung.

Gesundheitsförderung Schweiz

Gesundheitsförderung Schweiz ist eine Stiftung, die von Kantonen und Versicherern getragen wird. Mit gesetzlichem Auftrag initiiert, koordiniert und evaluiert sie Massnahmen zur Förderung der Gesundheit (Krankenversicherungsgesetz, Art. 19). Die Stiftung unterliegt der Kontrolle des Bundes. Oberstes Entscheidungsorgan ist der Stiftungsrat. Die Geschäftsstelle besteht aus Büros in Bern und Lausanne. Jede Person in der Schweiz leistet einen monatlichen Beitrag von 40 Rappen zugunsten von Gesundheitsförderung Schweiz, der von den Krankenversicherern eingezogen wird.

www.gesundheitsfoerderung.ch