Junge Männer sind häufiger übergewichtig als junge Frauen, schätzen ihr Körpergewicht aber anders ein
Seit 15 Jahren erhebt Gesundheitsförderung Schweiz Daten zum Körpergewicht von Kindern und Jugendlichen. Die Daten werden in den Städten Basel, Bern und Zürich anlässlich der schulärztlichen Untersuchungen gesammelt und anonymisiert verarbeitet. Über die Auswirkungen der Lockdowns geben die aktuellen Zahlen noch keine Auskunft, da der Grossteil der Daten vorher erhoben worden ist. Werden die gesamten 15 Jahre seit der ersten BMI-Monitoring-Studie zum Schuljahr 2005/06 betrachtet, so zeigen sich auf den Schulstufen unterschiedliche Trends. Im Gegensatz zu Basis-, Unter- und Mittelstufe, wo seit Beginn der Messung der Anteil übergewichtiger und adipöser Kinder kontinuierlich zurückgegangen oder zumindest nicht gestiegen ist, gab es auf der Oberstufe keine entsprechende Entwicklung. Mit 24,4% gegenüber dem Durchschnitt von 17,1% auf allen Schulstufen hält sich die die Zahl der übergewichtigen Jugendlichen (14- bis 16-jährig) auf einem vergleichsweise hohen Niveau.
Eine Rolle bei der Verbreitung von Übergewicht und Adipositas spielen nach wie vor die soziale Herkunft und die Staatsangehörigkeit. Das grösste Risiko, übergewichtig zu sein, haben Kinder von Eltern ohne nachobligatorischen Schulabschluss. 31.9% von ihnen sind übergewichtig oder adipös. Kinder von Eltern mit einer höheren Ausbildung hingegen sind mit 9.4% deutlich seltener betroffen. Auch Kinder von Ausländerinnen und Ausländern sind mit 21.9% öfter übergewichtig oder adipös als Kinder von Schweizerinnen und Schweizern mit 15.1%.
Unterschiedliche Körperwahrnehmung von Mädchen und Jungen
Erstmals seit dem Beginn des BMI-Monitorings im Schuljahr 2005/06 sind die Unterschiede beim Anteil der übergewichtigen Mädchen im Vergleich zu jenem der übergewichtigen Jungen auf allen untersuchten Schulstufen statistisch signifikant. Besonders ausgeprägt sind sie jedoch auf der Oberstufe, wo junge Männer bedeutend häufiger übergewichtig sind als junge Frauen (26.8% gegenüber 21.8%). Diese Differenz zwischen den Geschlechtern geht einher mit einer unterschiedlichen Körperwahrnehmung und anderen Vorstellungen eines idealen Körpers, weshalb junge Frauen und Männer auf allfällige Gewichtsprobleme unterschiedlich reagieren. Laut der Studie «Health Behaviour in Schoolaged Children» (HBSC) des Jahres 2018 von Sucht Schweiz sind Jungen mit 82% deutlich häufiger mit dem eigenen Aussehen zufrieden als Mädchen mit 69%. Auch finden sich gemäss der HBSC Studie über 40% der 14- bis 15-jährigen Mädchen zu dick, während es bei den Jungen nur rund 25% sind.
Bemerkenswert ist, dass gemäss der HSBC-Studie 44% der normalgewichtigen Mädchen sich selbst gegenüber überkritisch sind und sich zu dick finden, während 16% der übergewichtigen Mädchen ihr Gewicht nicht als zu hoch wahrnehmen. Bei den Jungen zeigt sich ein komplett anderes Bild. Hier sind nur 17% der Normalgewichtigen der Ansicht, zu dick zu sein, während bei den Jungen mit zu hohem BMI 37% denken, sie seien normalgewichtig und 2% sogar denken, sie seien zu dünn.
Abbildung: Selbstwahrnehmung des Gewichts der 15-Jährigen nach Geschlecht und effektivem Gewicht, HBSC 2018
Neuer Aktionsplan zu Ernährung, Bewegung und psychischer Gesundheit
Übergewicht im Kindes- und Jugendalter ist ein Faktor, der sich langfristig negativ auswirken kann. Er ist eng verknüpft mit weiteren Faktoren, welche die Chancen von Jugendlichen auf ein gesundes Leben nachhaltig beeinflussen. Die Resultate aus der HBSC-Studie und dem BMI-Monitoring deuten darauf hin, dass es sich lohnen könnte, bei Massnahmen für ein gesundes Körpergewicht auf der Oberstufe differenzierte Ansätze nach Geschlecht zu entwickeln. Die Stiftung arbeitet zurzeit an einem «Aktionsplan für und mit den Jugendlichen 2022-2024». Er soll insbesondere auch die älteren Schülerinnen und Schüler erreichen, bei denen die Zahlen bei Übergewicht und Adipositas stagnieren, sowie Jugendliche, die sich in Subkulturen bewegen. Dazu verknüpft der Aktionsplan die zentralen Themengebiete Ernährung, Bewegung und psychische Gesundheit.
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Gesundheitsförderung Schweiz
Gesundheitsförderung Schweiz ist eine Stiftung, die von Kantonen und Versicherern getragen wird. Mit gesetzlichem Auftrag initiiert, koordiniert und evaluiert sie Massnahmen zur Förderung der Gesundheit (Krankenversicherungsgesetz, Art. 19). Die Stiftung unterliegt der Kontrolle des Bundes. Oberstes Entscheidungsorgan ist der Stiftungsrat. Die Geschäftsstelle besteht aus Büros in Bern und Lausanne. Jede Person in der Schweiz leistet einen monatlichen Beitrag von 40 Rappen zugunsten von Gesundheitsförderung Schweiz, der von den Krankenversicherern eingezogen wird.