Die Wahrnehmung des Körperbilds bei Jugendlichen: Massnahmen zur Förderung der Selbstakzeptanz und gesunder Verhaltensweisen

Bern, den 19. Mai 2020. Bin ich zu dick oder zu dünn? Entspricht mein Körper dem von Zeitschriften vermittelten Idealbild? Diese Fragen stellen sich viele Jugendliche. Die am 19. Mai 2020 veröffentlichte Studie HBSC (Health Behaviour in School-aged Children)* zeigt, dass Gewicht und Aussehen weiterhin eine grosse Rolle spielen. Ein harmonisches Verhältnis zum eigenen Körper ist wesentlich für die Entwicklung und die Identitätsbildung von Jugendlichen. In Zusammenarbeit mit den Kantonen und den Projektverantwortlichen integriert Gesundheitsförderung Schweiz das Konzept «Healthy Body Image – HBI» zum positiven Körperbild seit 2016 in ihre Präventionsmassnahmen.
19.05.2020, 12:00

Mit der Pubertät verändert sich der Körper. Dabei können Zweifel am eigenen Aussehen entstehen. Die HBSC-Studie Schweiz zeigt, dass 80% der Jungen zwischen 14 und 15 Jahren und etwa 70% der Mädchen mit ihrem Aussehen (eher) zufrieden sind, während proportional mehr Jungen (53,7%) als Mädchen (49,8%) ihr Körpergewicht als ungefähr richtig empfinden. Mädchen finden sich häufiger ein wenig oder viel zu dick, während sich Jungen häufiger als ein wenig oder viel zu dünn empfinden.

Ein gesundes Gewicht ist mehr als nur der BMI

Menschen mit einem positiven Körperbild akzeptieren sich besser: Sie haben ein stärkeres Selbstwertgefühl und entwickeln gesündere Verhaltensweisen, sowohl was die Bewegung als auch was die Ernährung angeht. Die Entwicklung individueller Ressourcen, die eine positive Einstellung zu sich selbst fördern, ist daher eine wesentliche Bedingung für das körperliche Wohlbefinden und die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Zudem ist sie eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die Massnahmen für mehr Bewegung und eine gesunde Ernährung Früchte tragen.

Das positive Körperbild bzw. «Healthy Body Image – HBI» gehört zu den Fokusthemen von Gesundheitsförderung Schweiz. Ein gesundes Körpergewicht ist nicht nur ein Body-Mass-Index (BMI) im Normalbereich, sondern auch ein gesundes Verhältnis zum eigenen Körper.

Positives Körperbild als wesentlicher Bestandteil der Programme von Gesundheitsförderung Schweiz

Gesundheitsförderung Schweiz engagiert sich seit 2016 zusammen mit den Kantonen und den Projektverantwortlichen dafür, das gesunde Körperbild als Komponente in die kantonalen Aktionsprogramme «Ernährung und Bewegung bei Kindern und Jugendlichen» aufzunehmen. Seit 2019 ist diese Dimension ein wesentlicher Bestandteil der Module für die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen.

Gesundheitsförderung Schweiz achtet darauf, dass die Massnahmen für Kinder und Jugendliche nicht nur in einer Auflistung der Empfehlungen für ein gesundes Verhalten bestehen, sondern dass auch die Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden, dass Kinder und Jugendliche in einem Umfeld aufwachsen können, das ihre Gesundheit fördert. Die Empfehlungen der Stiftung richten sich etwa an Betreuungseinrichtungen, Schulen und ausserschulische Einrichtungen: zum Beispiel ausreichende und motivierende Möglichkeiten anbieten, sich im Pausenhof, während des Unterrichts und in der Freizeit zu bewegen und attraktive Angebote für eine ausgewogene Ernährung machen. Bei den Projekten mit Schwerpunkt auf körperlicher Aktivität (wie Gorilla, Roundabout, fit4future) wird auch darauf geachtet, dass alle Kinder unabhängig von ihrer körperlichen Kondition Freude an der Bewegung entwickeln, sich so angenommen fühlen, wie sie sind, und sich wohlfühlen. Parallel dazu umfassen diese Programme ein ausgewogenes Ernährungsangebot sowie den Aufruf, Wasser zu trinken.

Gezielte Projekte

Gesundheitsförderung Schweiz unterstützt auch zielgerichtete Projekte und Plattformen rund um das Thema positives Körperbild. Zeitschriften und die Modewelt vermitteln oft ein Körperbild, das nicht der Realität entspricht. Der Druck, ein «perfektes Äusseres» zu haben, kann sehr gross sein. Exzessives Muskelaufbautraining und die Fitness- und Wellness-Ideologie, die sich in den letzten Jahren verbreitet hat, scheinen zu neuen körperlichen Einheitsnormen beigetragen zu haben, die einen straffen, durchtrainierten Körper propagieren. Dieser Trend, der bei Jungen bereits gut dokumentiert ist, scheint auch immer mehr Mädchen zu betreffen.

Das Programm #MoiCMoi in der Romandie und die Plattform #SoBinIch in der Deutschschweiz sind interkantonale Initiativen, die dazu beitragen, den Einfluss von Schönheitsidealen zu erkennen, und haben zum Ziel, die Lebenskompetenzen bezüglich des Themas Körperbild zu stärken. Die Workshops und das didaktische Material von Bodytalk PEP helfen den Jugendlichen dabei, ihre Zufriedenheit mit ihrem eigenen Körper und ihr Selbstwertgefühl zu steigern. Der Brief von Pro Juventute an Teenager-Eltern wurde im Auftrag von Gesundheitsförderung Schweiz ebenfalls um ein HBI-Kapitel ergänzt.

Massnahmen auch im Rahmen der neuen Programme zur Förderung der psychischen Gesundheit

Seit 2018 setzen die Kantone neue Programme zur Förderung der psychischen Gesundheit um. Diese Programme konzentrieren sich auf die Stärkung der psychosozialen Ressourcen von Kindern und Jugendlichen. Die Förderung eines gesunden Körperbilds steht in engem Zusammenhang mit diesen Ressourcen, die auch für ein gesundes Verhalten von Bedeutung sind.  
Kinder und Jugendliche, die auf ihre Gefühle achten, können gut mit Stress umgehen, und diejenigen, die sich unterstützt fühlen, haben eher ein positives Körperbild und verhalten sich tendenziell gesünder. 21 Kantone engagieren sich in ihrem kantonalen Programm für Kinder und Jugendliche dafür, die Ressourcen zur Förderung eines positiven Körperbilds (HBI) zu stärken. Dies wird sich im nächsten Schritt ihrer Programme fortsetzen.

Die Schaffung von Synergien mit Massnahmen in anderen Bereichen wie beispielsweise der Medienerziehung ist unerlässlich, um die Kinder und Jugendlichen in ihrer Entwicklung zu unterstützen.

* Die internationale Studie Health Behaviour in School-aged Children (HBSC) wird in mehr als 40 grösstenteils europäischen Ländern alle vier Jahre unter der Schirmherrschaft der Weltgesundheitsorganisation (WHO-Europa) durchgeführt. Ziel der Studie ist die Erhebung und Auswertung aussagekräftiger Daten zur Entwicklung der Gesundheit und des Gesundheitsverhaltens 11- bis 15-jähriger Schülerinnen und Schüler. In der Schweiz wird die HBSC-Studie seit 1986 alle vier Jahre von Sucht Schweiz durchgeführt. Die Studie wird auf der Grundlage einer Zufallsstichprobe von Klassen des 5. bis 9. Schuljahres (7. bis 11. Jahr HarmoS) in allen Regionen der Schweiz durchgeführt und hat zum Ziel, den nationalen und supranationalen Akteurinnen und Akteuren, die im Bereich der Gesundheitspolitik und der Prävention tätig sind, wissenschaftliche Erkenntnisse zur Verbreitung, zum Ausmass und zur Entwicklung von Risiko- und gesundheitsförderlichem Verhalten sowie zu damit zusammenhängenden Faktoren zu liefern. (www.hbsc.ch).

Weitere Informationen

Für weitere Auskünfte oder Fragen steht Ihnen die Medienstelle von Gesundheitsförderung Schweiz per E-Mail unter medien@gesundheitsfoerderung.ch oder unter der Telefonnummer 031 350 04 04 zur Verfügung.

Gesundheitsförderung Schweiz

Gesundheitsförderung Schweiz ist eine Stiftung, die von Kantonen und Versicherern getragen wird. Mit gesetzlichem Auftrag (Krankenversicherungsgesetz, Art. 19) initiiert, koordiniert und evaluiert sie Massnahmen zur Förderung der Gesundheit. Die Stiftung unterliegt der Kontrolle des Bundes. Oberstes Entscheidungsorgan ist der Stiftungsrat. Die Geschäftsstelle besteht aus Büros in Bern und Lausanne. Jede Person in der Schweiz leistet derzeit einen monatlichen Beitrag von 40 Rappen zugunsten von Gesundheitsförderung Schweiz, der von den Krankenversicherern eingezogen wird.