Psychische Gesundheit

Soziale Unterstützung

Soziale Unterstützung Beispielbild
Die soziale Unterstützung ist in der Psychologie Teil der Sozialen Ressourcen und vermittelt Hilfe in einem sozialen Netz. Für die psychische Gesundheit ist es nicht nur wichtig, solche Hilfe zu bekommen, sondern auch «zu erwarten, dass ich mir bei Bedarf diese Hilfe holen könnte und bekommen würde». Es braucht dafür Möglichkeiten, soziale Beziehungen von guter Qualität zu pflegen (Umfeld) und persönliche Kompetenzen zu stärken (z.B. soziale Kompetenzen, Kommunikationsfähigkeiten). Letztlich ist eine Balance zwischen Unterstützung geben und annehmen wichtig, damit Unterstützung tatsächlich gesucht wird (Prinzip der Reziprozität).

Um die Entstehung sozialer Unterstützung zu veranschaulichen, werden die Dimensionen der Sozialen Ressourcen in der folgenden Grafik dargestellt. Darin ist auch der Begriff der sozialen Teilhabe eingebettet.

Grafik Entstehung sozialer Unterstützung


Soziale Teilhabe


Die soziale Teilhabe ist vor allem in der Alterspolitik ein häufig verwendeter Begriff. Er wird oft sehr eingeschränkt verstanden und mit sozialer Integration gleichgesetzt. Die soziale Integration in ein Beziehungsnetz ist eine zentrale Basis. Sie stärkt als solches die psychische Gesundheit jedoch nicht.

In der Gesundheitsförderung muss die soziale Teilhabe umfassend verstanden werden: Erstens als Integration in vertrauensvolle Beziehungsnetze, die soziale Unterstützung bieten, und zweitens als Teilhabe am gesellschaftlichen Leben im näheren und weiteren Umfeld, das (zivil)gesellschaftliches Engagement sowie die Mitgestaltung und Mitbestimmung des eigenen alltäglichen Lebensumfelds ermöglicht.

Die psychische gesunde Wirkung dieses zweiten Aspekts der sozialen Teilhabe entsteht durch die Erfahrung von Selbstwirksamkeit.


Soziale Netze


Soziale Netze beschreiben die Struktur und Eigenschaften von Beziehungen zwischen Personen. Anzahl, Art und Qualität von Beziehungen sind wichtige Eigenschaften eines sozialen Netzes.

  • Für die psychische Gesundheit ist die Qualität der Beziehung wichtig. Es braucht vertrauensvolle Beziehungen, um bei Bedarf soziale Unterstützung zu suchen und zu erfahren.
  • Zusätzlich können auch flüchtigere Beziehungen einen Wert haben, beispielsweise für ein Gefühl des «Eingebettet Seins».
  • Die Anzahl von Beziehungen spielt insofern eine Rolle, als Beziehungen auch auseinander gehen können (Umzug, Tod).  

Ebenfalls von grosser Bedeutung ist die Balance des Gebens und Nehmens: Ausgeglichene Beziehungen, in denen eine Person Unterstützung geben kann und von anderen erhält, werden als befriedigend wahrgenommen. Diese Balance besteht nicht immer so direkt und zeitgleich: Eltern unterstützen beispielsweise ihre Kinder in deren frühen Jahren – und Kinder unterstützen Eltern in ihren späten Jahren.


Soziale Unterstützung


Unter sozialer Unterstützung versteht man die Vermittlung von Hilfe zwischen den Mitgliedern des Netzes. Es werden verschiedene Arten von sozialer Unterstützung unterschieden:

  • instrumentelle Unterstützung
  • emotionale Hilfe
  • informationelle Hilfe
  • evaluative Hilfe (Bewertungs- und Einschätzungsunterstützung)

Für die Bewältigung von alltäglichen Anforderungen ist es wichtig zu wissen, dass man im Bedarfsfall, die nötige Hilfe erhält. Wer zum Beispiel mit einem kritischen Lebensereignis konfrontiert wird und weiss, wo sie/er passende Unterstützung erhält, kann die Krise besser bewältigen.


Zusammenspiel zwischen der Person und ihrem Umfeld


Zur Stärkung der sozialen Unterstützung kann auf der individuellen Ebene – das heisst bei der Person – und auf der Ebene des Umfelds angesetzt werden:

  • Auf individueller Ebene ist es sinnvoll, die Lebenskompetenzen der Person zu stärken. Lebenskompetenzen, wie z.B. Beziehungsfähigkeit, Empathie, Gefühlsregulation oder Kommunikationsfertigkeiten, spielen eine wichtige Rolle, um soziale Beziehungen zu pflegen und soziale Unterstützung zu geben, zu erhalten oder auch annehmen zu können.
  • Ein gutes Beispiel auf der Ebene des Umfelds lässt sich am Setting Schule aufzeigen: Das Lebensumfeld Schule kann beeinflusst werden, indem die Solidarität in der Klasse, das Zugehörigkeitsgefühl zur Schule, ein unterstützendes Lernklima und die Verantwortung der Schülerinnen und Schüler gefördert werden. Diese Faktoren führen zu einer gelebten Kultur der sozialen Unterstützung.

Beispiele zur sozialen Unterstützung in verschiedenen Lebensphasen


Kinder


Soziale Unterstützung durch nahe Bezugspersonen wie Grosseltern, Götti oder der Tagesmutter sind für Kinder in emotional herausfordernden Situationen wichtig. Sie können Trost und Beistand leisten, wenn sich die Eltern beispielsweise in einer Trennung befinden oder jemand in der Familie gestorben ist. Bezugspersonen sind für Kinder jedoch auch in ganz alltäglichen Situationen im Sinne der instrumentellen Unterstützung wichtig, zum Beispiel, um die Kinder in den Kindergarten zu begleiten, wenn der Vater oder die Mutter bereits bei der Arbeit ist. Oft entsteht eine emotionale Bindung in diesen alltäglichen Situationen, welche den Kindern Vertrauen schenkt.


Jugendliche


Auch für Jugendliche sind nahe Bezugspersonen wichtig, zu welchen sie eine emotionale Bindung aufgebaut haben und die sie in unterschiedlichen Situationen unterstützen. Bezugspersonen wie zum Beispiel Sportcoaches, die beste Freundin oder weitere Peers kommen oft zu den bestehenden Bezugspersonen neu hinzu oder lösen diese teilweise ab. Sie sind für die Jugendlichen wichtig, wenn sie beispielsweise Liebeskummer haben oder der eigene Körper und die Identitätsfindung wichtig werden. Erwachsene Bezugspersonen sind dagegen oft zentral, wenn es um die Berufswahl geht und um die Jugendlichen bei der Lehrstelle zu unterstützen.


Ältere Menschen


Vertrauensvolle Beziehungen sind für die emotionale Unterstützung bei Herausforderungen wie zunehmende Gebrechlichkeit, Trauer aber auch bei schönen Ereignissen grundlegend. Informationelle Hilfe zu Fragen, wie man beispielswese eine neue Alltags-App bedient, und evaluative Hilfe wie zum Beispiel der Hinweis, dass es sich lohnt ein Hörgerät zu besorgen, entstehen eher in einem vertrauensvollen Beziehungsnetz. Ältere Menschen mit Gebrechlichkeit brauchen für ihre Grundbedürfnisse wie Einkaufen, Aufstehen und Anziehen instrumentelle Unterstützung. Diese Unterstützung ist meist auch Voraussetzung dafür, Beziehungen weiter zu pflegen und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen (z.B. Fahrdienste). Heute brauchen noch viele ältere Menschen die instrumentelle Hilfe zur Nutzung zentraler technischer Geräte, um z.B. den öffentlichen Verkehr zu nutzen oder sich zu informieren.


Projekte und Massnahmen

Gute Projekte zur Förderung der psychischen Gesundheit beinhalten meist Massnahmen zur Förderung der sozialen Unterstützung wie auch der Selbstwirksamkeit. In der Orientierungsliste sind diejenigen Projekte zu finden, die Gesundheitsförderung Schweiz für die Förderung der psychischen Gesundheit aktuell empfiehlt.


Publikationen: Kinder und Jugendliche


Publikationen: Ältere Menschen